E-Books erstellen

Seit einiger Zeit schlage ich mich mit der Problematik der Erstellung von E-Books herum. Damit keine Missverständnisse entstehen: Mit Erstellung von E-Books meine ich einen Prozess, den auch der interessierte und etwas versierte Laie bewältigen kann, und zwar ohne teure Profi-Software.

Dabei beschäftigt mich nicht nur die eher technische Frage nach den für mich geeignetsten Werkzeugen, um E-Books zu erstellen, sondern auch die Frage, für welchen Einsatzzweck und für welche technischen Plattformen sich E-Books eignen.

Würde ich Kurzgeschichten oder Romane schreiben, wäre das nicht wirklich ein Problem. Ein E-Book, das nur aus Text besteht und keine interaktiven Elemente hat, ist schnell erstellt und kann auf allen Plattformen – E-Book Reader, Tablet, Smartphone und PC – gut gelesen werden.

Nun schreibe ich aber weder Kurzgeschichten noch Romane, sondern bin eher an multimedialen und interaktiven Materialien für den Unterricht interessiert. Hier ist die Situation nicht ganz so einfach.

E-Books für E-Book Lesegeräte?

Produziere ich für „klassische“ E-Book Lesegeräte wie Kindle u.a. muss ich (noch) auf Videos und interaktive Elemente verzichten. Ein paar schwarz-weisse Bilder sind in Ordnung, Links ins Internet sind schon problematisch. Das liegt an den technischen Beschränkungen der aktuellen Generation der Lesegeräte mit E-Ink Bildschirm. Das ärgert mich ziemlich, da ich die dezidierten E-Book Lesegeräte wegen ihrer Größe, ihres Gewichts, ihrer Unverwüstlichkeit, ihrer superlangen Laufzeit und ihres Preises für sehr geeignet für den Einsatz in der Bildung halte.

E-Books für Tablets?

Also für Tablets produzieren? Die stellen schließlich fast alle Formate dar und haben keine Probleme mit Audio, Video und interaktiven Inhalten. Ganz so einfach ist es nicht. Ganz sicher ist das Tablet im Vergleich zum E-Book Reader das vielseitigere Gerät. Doch stellen sich bei seinem Einsatz in Bildungseinrichtungen ganz andere Fragen: Wie lange funktioniert ein Tablet im rauen Schulalltag, wie wird es in die IT-Infrastruktur der Schule integriert und – nicht zuletzt – was kostet es und wer bezahlt?

Und welches Format?

Abhängig von der angepeilten Platform stellt sich schließlich noch die Frage, in welchem E-Book Format produziert werden soll.

Will ich auf E-Book Lesegeräten publizieren, nehme ich das EPUB-Format. Es ist quelloffen, weit verbreitet und praktisch alle Lesegeräte können es darstellen – das Kindle von Amazon allerdings erst nach Umwandlung ins AZW-Format(was  zum Glück ganz leicht mit Calibre oder einem Kommomandozeilen-Werkzeug geht). Allerdings überwiegt im Moment von Version 2 von EPUB, die nicht mit Audio und Video umgehen kann. Version 3 behebt diesen Nachteil, allerdings gibt es noch kaum E-Books in diesem Format, was auch daran liegt, dass es praktisch keine E-Book Reader gibt, die mit den neuen Funktionen von EPUB3 umgehen können.

Will ich für Tablets produzieren, wird die Sache schon schwieriger. Das beste Programm für die Erstellung von multimedialen und interaktiven E-Books ist m.E. iBooks Author von Apple. Nur: iBooks Author erstellt E-Books in einem proprietären Format (das zwar mit EPUB eng verwandt, jedoch nicht kompatibel ist), die E-Books können nur auf einem halbwegs aktuellen iPad gelesen werden und wer E-Books in diesem Format verkaufen will, kann dies nur im Apple Store tun (umsonst weitergeben ist in Ordnung). Das alte Apple-Dilemma also: gute Software, sogar kostenlos, aber man bindet sich auf Gedeih und Verderben ans Apple Universum. Letztlich keine Lösung für den Bildungsbereich. Nehme ich EPUB, muss ich (noch) weit gehend auf die technischen Möglichkeiten moderner Tablets verzichten. Schwierig und noch keine Lösung in Sicht … In der Praxis bedeutet es wohl, in unterschiedlichen Formaten für unterschiedliche Plattformen zu produzieren. Das erleichtert die Sache nicht gerade.

Copyright- und Handling-Falle

Während meiner ersten E-Book-Versuche bin ich immer wieder in diese beiden Fallen getappt:

  1. Die Copyright-Problematik
    Ein E-Book funktioniert am besten, wenn alle Materialien (Texte, Bilder, Videos) Teil des E-Books sind und nicht auf externe Quellen verlinkt werden muss. In der schulischen Praxis, bei der Arbeit mit Klassen, wird es allerdings oft schwierig sein, ausschließlich mit gemeinfreien Materialien oder Materialien mit CC-Lizenzen zu arbeiten.
  2. Die Handling-Problematik
    Erstellt man aus lizenzrechtlichen Gründen ein E-Book mit vielen Links auf externe Quellen, läuft man in die Handling-Falle. Auf traditionellen E-Book Lesegeräten wie dem Kindle ist der Umgang mit externen Links recht umständlich und auch eingeschränkt, da die Lesegeräte derzeit Fotos nur in schwarz-weiß und Videos gar nicht darstellen können. Überhaupt ist die Navigation mit dem bei den Readern eingebauten Browsern sehr mühsam und langsam.
    Etwas besser sieht es aus, wenn das E-Book auf einem Tablet wie dem iPad oder einem Android-Tablet gelesen wird. Hier fallen die meisten Einschränkungen der E-Book Lesegeräte weg und auch das Handling ist deutlich besser. Allerdings ist auch hier zu bedenken, dass nicht alle Leser immer online sind.

Die Copyright-Problematik ist natürlich nicht E-Book spezifisch. Während ich jedoch diese Problematik bei der Erstellung von Webseiten durch externe Links umgehen kann, ist dieser Weg bei E-Books für Lesegeräte ziemlich versperrt. Umso intensiver muss man sich um gemeinfreie Materialien oder solche mit einer geeigneten CC-Lizenz bemühen, was ziemlich zeitaufwändig sein kann. Auch bei E-Books für Tablets tut man gut daran, externe Links nicht ausufern zu lassen, da das „Umschalten“ zwischen Lese-App und Browser bzw. anderen Apps doch recht mühsam sein kann (was auf dem iPad mit dem nur unzureichend unterstützten Multitasking zu tun hat und bei schwachbrüstiger Hardware auf einem Android Tablet genau so mühsam ist).

Workflow

So sieht mein Arbeitsprozess aus, wenn ich ein E-Book erstelle:

Erstellung der Inhalte

Dazu nehme ich meine üblichen Programme, also beispielsweise LibreOffice Writer und Impress oder Pages, dazu noch eine Bildverarbeitungsprogramm. Häufig liegen die Inhalte auch schon vor und sollen nur in ein E-Book Format „überführt“ werden.

  1. Texte erfassen / importieren. Dabei auf die korrekte Verwendung von Formatvorlagen achten. Formatvorlagen erleichtern den späteren Export nach EPUB.
  2. Bilder und andere Elemente (Video, Audio, Links usw.) hinzufügen bzw. bereit stellen.
  3. Alles in einem geeigneten Format speichern.

Erstellung des E-Books

Diese Schritte erfolgen mit der eigentlichen EPUB-Software. Dazu weiter unten mehr.

  1. Alles in den EPUB-Editor importieren.
  2. Alles strukturieren (Inhaltsverzeichnis, Kapitel usw.).
  3. Speichern und als E-Book veröffentlichen.

Dieses Vorgehen gilt dann, wenn für Schreiben / Zusammenstellen und E-Book erstellen unterschiedliche Software benutzt wird, also beispielsweise ein Textverbeitungsprogramm fürs Schreiben und ein EPUB-Editor zum Erstellen.

Wird das E-Book mit Hilfe einer Software erstellt, die nach EPUB exportiert oder dieses Format direkt erzeugt, können alle Schritte mit Hilfe dieser Software erfolgen. Dies ist beispielsweise beim Einsatz von writer2epub oder Pages der Fall.

Werkzeugkasten

  1. Sigil
    Bei Sigil handelt es sich um ein kostenloses Programm, das es für die Betriebssysteme Linux, Mac OS X und Windows gibt. Es ist momentan das einzige kostenlose Werkzeug, das EPUB-Bücher sowohl öffnen als auch editieren kann. Leider kann Sigil zur Zeit noch kein Video und Audio in E-Books einbetten.
    Sigil ist kein geeignetes Werkzeug, um ein E-Book zu schreiben / zusammenzustellen; das Programm eignet sich eher dafür, aus fertigen Materialien ein E-Book im EPUB-Format zu machen.
  2. Jutoh
    Der kostenpflichtige (€ 30) EPUB-Editor Jutoh ist ähnlich leistungsfähig wie Sigil, im Handling aber etwas „zugänglicher“. Meine Empfehlung für diejenigen, die mit einem leistungsfähigen EPUB-Editor arbeiten wollen.
  3. writer2epub (OpenOffice/LibreOffice)
    Hierbei handelt es sich um eine kostenlose Erweiterung (extension) für die weit verbreiteten Textverarbeitungen OpenOffice/LibreOffice Writer. Die Materialien eines E-Books werden in OpenOffice/LibreOffice erstellt bzw. importiert und dann mit Hilfe der Erweiterung ins EPUB-Format exportiert. Das funktioniert recht brauchbar, aber m.E. gibt es bessere Lösungen.
  4. Pages
    Pages ist die Standard-Textverarbeitung von Apple für Macs und iPads. Ihr großer Vorteil besteht darin, dass sie aus dem Programm heraus (und ohne weitere Werkzeuge) E-Books im EPUB-Format erstellen kann – und das quasi mit einem Mausklick. Achtet man auf eine durchgehend korrekte und konsistente Formatierung per Formatvorlagen sind die Ergebnisse mit Pages nicht schlecht.
  5. iBooks Author
    Apple’s Programm für den Mac wurde speziell dafür entwickelt, elektronische Lehrbücher ohne großes technisches Vorwissen zu erstellen. Es ist sehr leicht zu bedienen und produziert gute Ergebnisse. An ein paar Eigenheit wie die Sache mit der unterschiedlichen Ausrichtung (Hoch- bzw. Querformat) kann man sich gewöhnen (oder man stellt gleich eine feste Ausrichtung ein – das geht mit neueren Versionen des Programms). Allerdings erstellt es E-Books nur im universellen PDF-Format oder im Apple-eigenen iBook-Format für die Darstellung auf dem iPad. So weit ich das überblicke gibt es im Moment nichts Besseres. Aber: siehe oben.
  6. Creative Book Builder (CBB)
    Die kostenpflichtige (€ 3,59) App CBB hilft bei der Erstellung von E-Books direkt auf einem mobilen Endgerät. Die Version für Apple ist sehr weit entwickelt – die für Android steht noch am Anfang, ist aber schon brauchbar. CBB ist eher etwas für Menschen, die gerne mit einem Tablet arbeiten. Mir persönlich ist in diesem Fall ein großer Bildschirm sowie Tastatur und Maus lieber.

Hinweise zum Gebrauch der einzelnen Programme gibt es in meinem Artikel bei lehrerfortbildung-bw.de.

Fazit

Das E-Book ist wohl ein Medium, das seinen Platz im Bildungsbereich erst noch finden muss. Es kann durchaus sein, dass E-Book Lesegeräte hier in eine Sackgasse führen und den Tablets Platz machen müssen. Um das endgültig zu beurteilen, ist es aber zu früh.

Von Interesse wird sein, was die Schulbuchverlage im Hinblick auf digitale Medien/Bücher für den Unterricht/das Lernen zustande bringen. Nicht alles, was da im Moment rum spuckt, ist ermutigend. Ganz im Gegenteil: Wenn man sieht, dass manche digitale Bücher der Schulbuchverlage lediglich PDF-Ausgaben von gedruckten Büchern sind, könnte man schreiend davonlaufen. Zum Glück gibt es aber auch bei den Schulbuchverlagen viel versprechende Ansätze, die weit über Zweitverwertungs-PDFs hinaus gehen. Dazu vielleicht später mal mehr.

Sieht man von den allgemeinen Problematiken ab – Copyright, Handling, welche Plattform, welches Format – lassen sich ansprechende E-Books mit meist kostenlosen Werkzeugen auch von interessierten und engagierten Laien erstellen. Manchmal hakt es bei Bildgrößen, Seitenumbrüchen, Formatvorlagen usw. Aber mit zunehmender Erfahrung lernt man, diese Hürden zu umschiffen bzw. zu überspringen.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu E-Books erstellen

  1. Pingback: Die eigene Cloud. Alternativen zu Dropbox & Co. | Computer und der ganze Rest …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert